Richard Wagner verstand sich nicht als Zeitgenosse des 19. Jahrhunderts, sondern als dessen Überwinder. Im Geiste verkehrte er mit denen, die er als Gleichgestellte und Gleichgesinnte erachtete, mit Sophokles, Shakespeare und Calderon, den großen Dramatik
Eberhard Straub 1983 in der FAZ

Mozart - Kompositionen nicht als Konsumgut

Musik-Seminar von Gartenhaus Pinneberg und Unitarische Akademie vom 6.-8. Januar 1995 in der Landdrostei Pinneberg

Mit Betrachtungen über Mozart vom größten dänischen Komponisten, Carl Nielsen, wurde ein musikkundliches GARTENHAUS-Seminar beschlossen: „Wir sind Mozart dankbar, umso mehr, als er sich um diesen Dank nicht mit Hilfe grober und dürftiger Mittel bemüht hat. Er riß weder die Häuser über unseren Köpfe nieder, noch baute er Paläste, die uns zwar beeindruckt hätten, worin uns aber kalt geworden wäre. Er gab uns sich selbst, seine Freundschaft, seinen Geist, sein feines Gefühl, sein herzliches Lächeln, seinen tiefen Ernst und sein munteres, frisches Gemüt durch seine unsterblichen Melodien und seine schöne, reiche Kunst."
Im 10. Jahr der kulturellen Initiative GARTENHAUS Pinneberg wird aus mehreren Gründen Wolfgang Amadeus Mozart das Thema eines Seminars sein. Zahlreiche Künstler, Referenten und Musikforscher haben ihre Mitwirkung zugesagt. Am Beispiel des klassischen Komponisten Mozart wird es um „eigene Zugänge" zu dem Werk gehen, um eine Konzentration des Hörens und um ein Nachdenken über Wesen und Sinn dieser Musik. Tätige Wege der Annäherung und Vertiefung sollen begangen werden, damit diese Kompositionen nicht als flüchtiges Konsumgut goutiert werden.
Diese Pinneberger Mozart-Tage möchten ...

  • klassische Musik als Weg der Bewußseinserweiterung erfahrbar machen
  • auf ganzheitlichem Weg Musik für Anfänger und Kenner verlebendigen
  • heranführen, Musik auch als klangliche Ausdrucksform einer kosmischen Spiritualität zu erleben
  • die Diskussion zwischen „Klassikszene" und New-Age-Musik bewußter zu machen
  • vermitteln, welchen Rang das musikalische Drama, die Oper, besitzt
  • durch Bewegung (freier Tanz) Musik tiefer wahrzunehmen
  • Mozart als einen der größten Orgelkenner vorstellen
  • bekannte Klavierstücke als Orgelkompositionen „enttarnen"
  • zum gemeinsamen Chorsingen anregen
  • jungen und älteren Künstlern und Musikforschern ein Forum geben.


Helmut Reinold (Köln) spricht über „Wandlungen des Mozartbildes"; ebenso gespannt sein dürften die Hörer auf Armin Diedrichsens (Pinneberg) Beschäftigung mit dem Opernwerk „Don Giovanni". Jochen Kirchhoff (Berlin), allen Teilnehmer/innen des letzten GARTENHAUS-Seminars über den Philosophen Giordano Bruno als Referent gegenwärtig, wird über den Rang klassischer Musiktraditionen und über die alternativen Musikstile von heute sprechen. Im Form einer modellhaften Matinee führt Ilse Rothhämel (Kassel) mit einer Hörfolge für drei Sprecher und Tonbeispielen in die literarische-kulturhistorische Rezeptionsgeschichte eines Musiker ein. Gert Fischer (Internat. Ackermann-Gesellschaft, Heidmoor) greift in einem Beitrag den Diskussionsstoff auf, nach dem Mozart in seiner Zeit wahrhaftig „einer der größten Orgelspieler und -kenner in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundets war." Ein Student der Musikwissenschaft, Hayo Nörenberg (Hamburg/Prisdorf) wird wieder dabei sein mit einem Beitrag zur Musikgeschichte der Mozart-Zeit.
Das Programm eines großen Mozart-Abends vereinigt den jungen Pianisten Rüdiger Pansch aus Pinneberg, Schülerinnen der Pinneberger Ballettschule Maria Geigenberger und schließlich junge Künstler/innen der Hamburger Musikhochschule mit Uwe Wegner am Flügel.

Tagungsprogramm (Anderungen vorbehalten)

Freitag, 06.01.1995
ab 17.00 Uhr Eintreffen im GARTENHAUS für Hausgäste;
18.00 Uhr: Abendessen
19.30 Uhr: LANDDROSTEI PINNEBERG
Öffentlicher Vortrag (Eintritt: DM 10,-)
HELMUT REINOLD (Köln):
"Umgang mit Mozartbiographien von Niemtschek bis Hildesheimer"
Vortrag mit Tondokumenten
21.15 Uhr: "Mozart": Teilnehmer/innen erinnern sich an erste Begegnungen mit seiner Musik
22.00 Uhr: Jochen Kirchhoff (Berlin):
"Sich einer Musik meditativ und in der Bewegung nähern"
(bis 23.00 Uhr, leichte Kleidung und entsprechende Schuhe sind mitzubringen!)

Sonnabend, 07.01.1995
08.15 Uhr: Frühstück im GARTENHAUS für Hausgäste
09.00 Uhr: Hayo Nörenberg (Hamburg):
„Musik in der Zeit Mozarts - Erwartungshaltungen an einen
Komponisten (1780-90)"
Referat und Aussprache
B: Jochen Kirchhoff: "Meditativ und in der Bewegung sich einer Musik öffnen"
ab 10.00 Uhr: Der Chor singt Lieder und Kanons von Mozart
Chorleitung: Ilse Rothhämel/Martin Ziemsky
11.00 Uhr: Öffentlicher Vortrag (Eintritt: DM 10,-)
ARMIN DIEDRICHSEN (Pinneberg):
„Don Giovanni - Verlust der Unmittelbarkeit"
Ein Opernwerk als geistesgeschichtliches Phänomen
Vortrag mit Tonbeispielen und Video-Ausschnitten
13.00 Uhr: Mittagessen im GARTENHAUS
15.00 Uhr: Gruppenarbeit: Fortsetzung der Arbeit mit J. Kirchhoff
16.00 Uhr: Chorsingen mit Ilse Rothhämel/Martin Ziemsky
17.00 Uhr: Öffentlicher Vortrag
(Eintritt: DM 10,-)
JOCHEN KIRCHHOFF:
"Mozart-Musik als Weg zum Selbst?
Der kosmische Sinn der westlichen Tonalität und die fehlende Kultur des Klanges"
(Vom Elend der Klassikszene und die Illusion der New-Age-Musik)
Vortrag und Aussprache
18.45 Uhr: Abendessen in der Landdrostei - Kaltes Büfett
20.00 Uhr: Öffentliche Veranstaltung (Eintritt: DM 20,-)
MOZART-ABEND in der Landdrostei Pinneberg: Konzert - Gesang - Tanz
Rüdiger Pansch: Sonate B-Dur, KV 333, Sonate A-Moll, KV 310
Daniela Kappel (Sopran), Christine Lichtenberg (Mezzosopran) Roland Kisker (Bariton)
Es tanzen: Lucy Krämer und Christina Löwe (Pinneberger Ballettschule) Moderation: Armin Diedrichsen, Tafelklavier: Mechthild Spautz
Flügel: Uwe Wegner

Sonntag, 08.01.1995
08.15 Uhr: Frühstück im GARTENHAUS für Hausgäste
09.00 Uhr: Eine Matinee in der Landdrostei
Ilse Rothhämel, Kassel:
"MOZART - Eine Herausforderung für Dichter und Denker"
Eine Hörfolge für drei Sprecher mit Musikbeispielen
Am Flügel: Nataly Konitsiotis, Athen
10.15 Uhr: Chorsingen mit Martin Ziemsky/Ilse Rothhämel
13.15 Uhr: Mittagessen im GARTENHAUS 14.00 Uhr bis 15.00 Uhr: Abschlußgespräch


Tagungskosten:
Verpflegung und Tagungskosten insgesamt DM 120, Tagungsgebühr ohne Verpflegung DM 80,- (Ermäßigungen nach Absprache) Einzelveranstaltung DM 20,- und DM 10,- (DM 12,- und DM 6,-) Folgende Mahlzeiten sind inbegriffen am Sonnabend, 07.01.95: Frühstück, Mittagessen, Abendessen; und Frühstück und Mittagessen am 08.01.95, Abendessen am Freitag 06.01.95.
Privatunterkünfte stehen in begrenzter Anzahl zur Verfügung. (DM 20,- pro Nacht ohne Bettwäsche). Schlafmöglichkeiten im mitgebrachten Schlafsack - für Jugendliche - ohne Berechnung. Hotelunterkünfte können vorbestellt werden und sind vom Teilnehmer direkt zu bezahlen. EZ Cap Polonio DM 120,-, Holsteiner Hof DM 55,- pro Nacht.