Der Name eines ICEs und eine an den 150. Todestag erinnernde Briefmarke verweisen uns gegenwärtig ständig auf eine Gestalt der Literatur- und Geistesgeschichte: Hölderlin, geboren 1770 in Lauffon am Neckar, starb am 7. Juni 1843, nachdem er mehr als 35 Jahre im „Tübinger Turm" als „geistig umnachtet" von dem Tischlermeister Ernst Zimmer, seiner Frau und seiner Tochter betreut worden war.
Eine Bildungsfreizeit im GARTENHAUS Pinneberg möchte verdeutlichen, wie intensiv und neu seine Dichtung das philosophische, politische und religiöse Denken seiner Zeit ausdrückt und bis in unsere Gegenwart hineinwirkt.
Dabei werden herkömmliche Betrachtungsweisen weitgehend ausgespart, ob er ein Dichter linker sozialistischer Ideen war oder das rechte Wir-Bewußtsein von Großgruppen begünstigte. Dafür sollen anhand einzelner Gedichte vornehmlich aus der Spätphase Hölderlinschen Schaffens die bemerkenswerte Vielfalt und Geschlossenheit seiner dichterischen Welt aufgezeigt werden.
Sehr stark eingeflossen in Hölderlins Dichtung sind auch altgriechische Anschauungen der vorsokratischen Naturphilosophie, die Elementenlehre, mit ihren damals festgelegten, religiös geheiligten Grundstoffen Wasser, Erde, Feuer, Luft und das zyklische Denken (Kreislaufdenken). Das verweist auf die Aktualität seines Werkes in unserem ökologischen Zeitalter.
Diese Bildungsfreizeit im GARTENHAUS möchte darüberhinaus
- zur eigenen Texterschließung ermutigen
- literaturwissenschaftliche Deutungsmuster kennenlernen
- die Erlebnisfähigkeit durch die Dichtung zu steigern
- hinlenken auf zeitgenössische Autoren und auf ihre Beziehung zu F. H.
- eine Gruppe zur sprecherischen Erarbeitung eines dramatisch-lyrischen Textes anregen
- Einblick nehmen in die heutige Hölderlin-Vermittlung durch die Medien
- Brahms bedeutende Hölderlin-Vertonung differenzierter anzuhören
- eine schwäbische Kost - vollwertköstlerisch aufbearbeitet - anbieten
Tagungsprogramm (Änderungen vorbehalten
Freitag, 27.08.1993
ab 18.00 Uhr: Eintreffen im GARTENHAUS: 18.30 Uhr: Abendessen
20.00 Uhr: Öffentlicher Vortrag
DR. MARGARETE DIERKS:
"Zyklisches Denken in der Dichtung Friedrich Hölderlins"
Vortrag mit Aussprache
21.15 Uhr: Gesprächs- und Vorstellungsrunde:
"Assoziation Hölderlin"
Sonnabend, 28.08.93
08.15 Uhr: Frühstück
09.00 Uhr: Gruppenarbeit
A.) Entscheidung für ein Gedicht Hölderlins
B.) Sprecherische Erarbeitung des „Empedokles"
11.00 Uhr: Öffentliche Veranstaltung
DR. MARIANNE BEESE:
"Friedrich Hölderlin - Dichter der Zeitwende" - Inhaltliche und sprachlich-stilistische Aspekte in Hölderlins Lyrik zwischen 1800 und 1807
13.00 Uhr: Mittagessen
15.00 Uhr: Gruppenarbeit:
A.) Zeitgenössische Autoren in ihrer Beziehung zu Hölderlin
B.) Sprecherische Erarbeitung der „Empedokles"
16.30 Uhr: Kaffeepause
17.00 Uhr: Öffentliche Veranstaltung
DR. ARNO PANZER:
"Hölderlins dichterische Vision: eine aktuelle Utopie?" - Von der Philosophie der Vorsokratiker und der Elementenlehre zum Staatsziel: Umweltschutz
Vortrag und Aussprache
18.30 Uhr: Abendessen
20.00 Uhr: Öffentliche Veranstaltung
"DER TOD DES EMPEDOKLES" von Friedrich Hölderlin
Eine szenische Lesung der gekürzten ersten Fassung
Eine Darbietung mit jungen Mitgliedern Pinneberger Amateurbühnen u.a. Musikalische Umrahmung am Klavier: HAGEN WEHRMANN
Sonntag, 29.08.93
08.15 Uhr: Frühstück
09.00 Uhr: Beispiele heutiger Hölderlin-Vermittlung in den Medien: Hessischer Rundfunk: „Wohin denn ich?"
11.00 Uhr: Hagen Wehrmann:
HÖLDERLIN-MATINEE
Gedanken zum „Schicksalslied" und seiner Vertonung von Johannes Brahms
Musikalische Darbietung von einer CD
12.30 Uhr: Mittagessen, anschließend Abschlußgespräch Ende der Tagung gegen 14.00 Uhr
Tagungskosten:
Verpflegung und Tagungskosten insgesamt: DM 120;
Bei Tagesbesuch am Sonnabend: DM 60,-, Einzelveranstaltung DM 10,-, für Jugendliche, Studenten, Wehrpflichtige / ZDL: DM 45; bzw. Absprache. Privatunterkünfte im Hause stehen in begrenzter Anzahl zur Verfügng (DM 20,- pro Nacht ohne Bonwäsche). Schlafmöglichkeit im mitgebrachten Schlafsack ohne Berechnung. Hotelunterkünfte (DM 100,-) und Privatunterkünfte (ca. DM 25,-) in unmittelbarer Nähe können vorbestellt werden und sind vom Teilnehmer direkt zu bezahlen.
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