"Die arme Materie, die man grau nennt und plump, bleiern, tot und stumpfsinnig, wird gerettet von Giordano Bruno, indem er den vorsokratischen Blick als neuheidnischen in die Welt bringt."
Ernst Bloch, Schriftsteller

Henrik Ibsen

Literatur-Seminar vom 27.-29. September 2002

Freitag, 27. September 2002 (in der Landdrostei Pinneberg)

20.00 Uhr: Sebastian Ukena, Hamburg, und andere
Henrik Ibsen: "Gespenster"
Theaterabend in der Landdrostei Pinneberg
Mit Simone Jäger, Mareike Mönninghoff, Max Engelke, Rafael Roth, Sebastian Ukena
Eine Aufführung des "Jungen Theaters", Hamburg
(Eintritt 10,- Euro, erm. 5,- Euro)


Sonnabend, 28. September 2002 (im Gartenhaus Pinneberg)

09.15 Uhr: Günter Pahl, Pinneberg:
Lebenslinien und Selbstrealisation in der dramatischen Kunst bei Henrik Ibsen
11.00 Uhr: Dr. Marianne Beese, Rostock:
Nicht gelebtes Leben? - Konflikt zwischen Lebensanspruch und Lebenslüge bei Ibsens Dramengestalten (Nora, Hedda Gabler, J. G. Borkmann, Rosmerholm, Frau vom Meer u. a.)
15.15 Uhr: Dagmar Hirsch, Pinneberg:
"Der Spiegel im Zylinderhut" - Psychoanalytische Phantasien zu Ibsens "Wildente"
17.00 Uhr: Dr. Ulrich Kriehn, Stuttgart:
Macht-Denken; Geschichte und Politik im frühen Dramenwerk Ibsens (Kronprätendenten - Stützen der Gesellschaft u. a.)
20.00 Uhr: n.n. - Hayo Nörenberg, Hamburg:
Ibsen und "seine" Komponisten: Edvard Grieg, Hans Pfitzner, Werner Egk, Alfred Schnittke u. a.

Sonntag, 29. September 2002

09.15 Uhr: Henrik-Ibsen-Matinee: Texte, Dialoge, Musik
Reinhard Seebohm:
Hans Pfitzners Suite: "Das Fest auf Solhaug"
11.00 Uhr: Sigurd Bressel, Bockenem:
Über ein europäisches Land - Aspekte der norwegischen Geschichte

Das diesjährige Literaturseminar des GARTENHAUSES (Unitarische Akademie e. V.) wird sich dem Dichter und Dramatiker Henrik Ibsen (1828 - 1906) widmen. Nach Shakespeare ist Ibsen bis in unsere Tage der meistgespielte Autor auf den Bühnen der Welt.
Auf den deutschsprachigen Bühnen fand der norwegische Dramatiker seine besondere Heimat. Er hatte seine große Zeit zwischen Friedrich Hebbel und Gerhard Hauptmann. In seine Bühnenwerke sind die unterschiedlichen geistigen Entwicklungslinien des 19. Jahrhunderts repräsentativ eingegangen (Romantik, Realismus, Symbolismus). Seine Bühnenfiguren sind mit großem psychologischen Wirklichkeitssinn gestaltet, so daß auch der heutige Mensch von der ibsenschen Dramatik erhellende und verwandelnde Energien zu empfangen vermag. In mehreren seiner 25 Schauspiele sind historische und ethisch reformerisch wirkende Grundfiguren als zeitlos zu entdecken: "Nora", "Volksfeind" und in "Stützen der Gesellschaft" oder in "Wildente". Einige sind zu Ab- und Urbildern des Menschlichen geworden: "Peer Gynt", "Frau vom Meer", "Johann Gabriel Borkmann", "Brand" - wonach übrigens ein Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland sein Pseudonym wählte: Willy Brandt.
Ideen- und religionsgeschichtlich sind die beiden Dramenwerke Ibsens über den Kaiser Julian Apostata fesselnd und nachdenkenswert. Der Autor hielt sie für seine bedeutendste Arbeit: In ihnen gestaltet er mit wissenschaftlich fundierter Sachkenntnis und theatralischer Imagination den Zusammenprall der sich verbreitenden christlichen Lehre mit der altgriechischen Religion und Kultur. Auch wird auf den persönlichen und künstlerischen Entwicklungsweg dieses Dramatikers eingegangen, der in einer südnorwegischen Hafenstadt geboren wurde, eine ärmliche Kindheit und Jugendzeit durchlebte, elementare Theatererfahrungen in Bergen und Oslo (Christiana) sammelte und die entscheidenden Schaffensjahre außerhalb Norwegens verbrachte, vornehmlich in Deutschland und Italien.

Bei dem Versuch, aus einem ganzheitlichen Ansatz an eine Gestalt der Weltliteratur heranzuführen, haben wieder - dankenswerterweise - mehrere Referentinnen und Referenten ihre Mitarbeiter zugesagt. Eröffnet werden die Pinneberger Ibsen-Tage mit einer Theateraufführung in der Landdrostei Pinneberg. Wir werden "Gespenster" von einem neuen und sehr "Jungen Theater" in einer Inszenierung von Sebastian Ukena sehen können.
Alle übrigen Veranstaltungen finden im Gartenhaus statt.
Willkommen zu diesem Seminar, das theatergeschichtlich, literarisch, psychologisch an eine Dichtung heranführen möchte, die offenbar in ihrem Wertgehalt auch Menschen des 21. Jahrhunderts unmittelbar angeht und erreicht.

Günter Pahl

Tagungskosten:

75,- Euro
50,- Euro Tagungskosten für einen Tag
10,- Euro Eintritt bei Einzelveranstaltungen

Privatunterkünfte stehen begrenzt zur Verfügung; Schlafmöglichkeiten für Jugendliche im mitzubringenden Schlafsack ohne Berechnung. Hotelunterkünfte können vorbestellt werden und sind vom Teilnehmer direkt zu bezahlen.

Anmeldungen bitte schriftlich bis zum 22. September 2002 an

Gartenhaus Günter Pahl
Tangstedter Straße 22
25421 Pinneberg

Tel. 0 41 01 / 2 24 86

Das Seminar ist bezuschußt von der Carl-Kuhlmann-Stiftung der Unitarischen Akademie e. V.