"Sind wir Heimatlose in einem sinnleeren, monströsen Universum, oder hat unsere Existenz einen (kosmischen) Sinn, haben wir gar eine wie immer beschaffene kosmische Verantwortung?"
Jochen Kirchhoff, Philosoph

Zugänge zur Musik Russlands

Musik-Seminar von Gartenhaus und Unitarische Akademie vom 20.-22. Februar 2004 in der Landdrostei Pinneberg

Eine Beschäftigung mit der Musik in einem osteuropäischen Land steht auf dem Programm. Das GARTENHAUS (Unitarische Akademie e. V.) lädt ein zu Hörerlebnis- und Studientagen in die Pinneberger Landdrostei. Wurde im Vorjahr das Werk Richard Wagners und seine Kunstanschauung fundiert und fesselnd in einigen Aspekten für Wagner-Kenner und -Skeptiker erörtert, so geht es in diesem Jahr um eine Begegnung und vertiefende Beschäftigung mit der Musik Rußlands.


Ein Charakteristikum der Musik dieses Landes liegt in dem Sachverhalt, daß eine Hochblüte sich - bedingt durch religiöse und politische Gründe - erst später als in Westeuropa entfaltete, dann aber in einer eigenwilligen und unverwechselbaren Prägung. Zeitweilig bewußt auf Distanz zum Westen gehend, bescherten Komponisten des „Mächtigen Häufleins" (Balakirew, Mussorgski, Borodin, Rimsky-Korsakow, Cui) neben dem vorangegangenen „Vater der russischen Musik" Michael Glinka und dem „Klassiker" Peter Tschaikowski dem eigenen Land das bedeutende Fundament einer Musikkultur. Revolutionär sich gebärdende Komponisten wie Alexander Skrjabin, die länger oder ständig in westlichen Staaten lebenden S. W. Rachmaninow, Igor Strawinski oder Sergej Prokofjew und schließlich der mehrfachen Stalin-Preisträger und Dissident Dimitri Schostakowitsch werden auch in der Erörterung oder hörbar mit einem Werk gegenwärtig sein.

Diese Pinneberger Seminartage möchten dank der Beiträge der mitwirkenden Referenten und Künstler einen Zugang zu dem weiten Feld russischer Musik eröffnen, und zwar auf interessanten, vielfältigen Wegen: Der Freitagabend beginnt mit reizvollen Auftritten junger und jüngster Tänzerinnen und Tänzer Südholsteinischer und Hamburger Tanzwerkstätten: „Musik durch Bewegung erschließen ".

Die Literaturwissenschaftlerin Dr. Marianne Beese aus Rostock erläutert nicht nur Beispiele russischer Prosaschriftsteller zu dem Phänomen Musik, sondern erörtert diese Thematik auch an Lyriktexten von Alexander Block, Sergej Jessenin ihn und Anna Achmatowa.

Ilse Rothhämel führt mit ihrem Vortrag an Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung" heran. Gleichzeitig ist Ilse Rothhämel vorbereitet auf ein aktives chorisches Singen. Erfreulich wäre es, wenn dazu Teilnehmer/innen sich einfänden, die parallel zu dem Singen das reiche Angebot der Seminartage nutzen möchten.

Der Hamburger Musikwissenschaftler Dr. Matthias Irrgang wird am Beispiel mehrerer Komponisten („das Mächtige Häuflein") zeigen, wie eine künstlerisch bedeutende Epoche auch auf den nationalen Selbstfindungsprozeß der Russen eingewirkt hat. Gleichzeitig wird der Referent den Blick auf die Frühzeit und auf Entwicklungslinien bis ins 20. Jahrhundert lenken.

Die Musikschule der Stadt Pinneberg präsentiert ein Konzert der Klavier-Klasse von Julia Susslin. Die aus Rußland stammende Klavierpädagogin hat schon zahlreichen Schülern und Schülerinnen bei bundesrepublikanischen Wettbewerben zu ersten Plätzen verholfen.

Der Konzertabend mit der jungen Sopranistin Isabelle Vilmar (Hamburg) und dem Tenor Ulrich George (Deutsche Oper Berlin) verspricht eine ganz besondere Begegnung mit dem Kunstlied und der Opernarie der russischen Musikgeschichte.

Nach einer Matinee am Sonntagvormittag mit Auszügen aus den Rimsky-Korsakows Kurzoper „Mozart und Salieri" und der pantheistisch inspirierten „Sonnen-Huldigung" aus „Boris Godunow“ (Mussogski) wird ein Konzert des bekannten Hamburger Ensembles Trio Amabile die Pinneberger Seminartage beschließen. Bei dieser Veranstaltung der Stiftung Landdrostei (Junges Forum) stehen Klaviertrios von Anton Arenski und von Dimitri Schostakowitsch auf dem Programm.

Herzlich willkommen zu hörintensiven und den das Wissen bereichernden Gartenhaus-Seminartagen in Pinneberg.

Günter Pahl-Keitum

Programm:

Freitag, 20. Februar 2004

18.00 Uhr: Treffen der ständigen Seminargäste zu einem kl. Abendimbiß im Gartenhaus
19.00 Uhr: Ilse Rothhämel, Kassel:
Chorisches Singen in der Landdrostei
20.00 Uhr: Musik durch Bewegung erschließen
Tanz-Werkstätten Südholsteins bieten künstlerischen Tanz nach Musik russischer Komponisten
21.30 Uhr: Gesprächs- und Vorstellungsrunde
Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprechen über Erstbegegnungen mit russischer Musik


Sonnabend, 21. Februar 2004

08.45 Uhr: Ilse Rothhämel, Kassel:
Chorisches Singen in der Landdrostei
09.30 Uhr: Dr. Marianne Beese, Rostock:
Der Thematik Musik in der russischen Literatur nachgegangen (Puschkin, Tolstoj, Turgenjew, Tschechow, Pasternak)
Vortrag
11.00 Uhr: Ilse Rothhämel, Kassel:
Modest Mussorgski - Bilder einer Ausstellung
Entstehungsgeschichte und Werkbeschreibung
Vortrag mit Musikbeispielen
14.00 Uhr: Ilse Rothhämel, Kassel:
Chorisches Singen in der Landdrostei
15.00 Uhr: Dr. Matthias Irrgang, Hamburg:
Das "mächtige Häuflein" - Rußland auf dem Weg zu einer nationalen Kunstmusik
(Glinka, Balakirew, Mussorgski, Rimsky-Korsakow, Borodin, Cui)
Vortrag mit Musikbeispielen
16.30 Uhr: Konzert der Musikschule der Stadt Pinneberg
Schülerinnen und Schüler der Klavierpädagogin Julia Suslin (gebürtig aus Rußland) spielen Werke russischer Komponisten
20.00 Uhr: Lieder und Opernarien aus 200 Jahren russischer Musik- und Operngeschichte
Isabelle Vilmar - Sopran (Hamburg)
Urich George - Tenor (Deutsche Oper Berlin)
Nevena Popow - am Flügel (Hamburg)


Sonntag, 22. Februar 2004

08.45 Uhr: Ilse Rothhämel, Kassel:
Chorisches Singen
09.15 Uhr: Günter Pahl-Keitum, Pinneberg:
Rimsky-Korsakows Kurzoper "Mozart und Salieri"
Einführung und Werkhören
10.15 Uhr: Im Gespräch mit dem russischen Komponisten Viktor Suslin
Diskussion
11.30 Uhr: Konzert des AMABILE-Trios
Studentinnen der Hamburger Musikhochschule in einem Programm mit Werken von Anton Arensky und Dimitri Schostkowitsch aus der Reihe JUNGES FORUM IN DER LANDDROSTEI
(Eine Veranstaltung der STIFTUNG LANDDROSTEI - Seminargäste Eintritt inkl.)
14.00 Uhr: Seminarende

Tagungskosten:

60,- Euro
45,- Euro Tagungskosten für einen Tag
10,-/6,-/3,- Euro Eintritt bei Einzelveranstaltungen

Privatunterkünfte stehen begrenzt zur Verfügung; Schlafmöglichkeiten für Jugendliche im mitzubringenden Schlafsack ohne Berechnung. Hotelunterkünfte können vorbestellt werden und sind vom Teilnehmer direkt zu bezahlen.

Anmeldungen bitte schriftlich an

Gartenhaus Günter Pahl
Tangstedter Straße 22
25421 Pinneberg

Tel. 0 41 01 / 2 24 86

Das Seminar ist bezuschußt von der Carl-Kuhlmann-Stiftung der Unitarischen Akademie e. V.


Pinneberg
Gartenhaus-Seminar in der Drostei

Pinneberg - Günter Pahl lädt zu einem Gartenhaus-Seminar in die Pinneberger Landdrostei ein. Thema der Tagung, die vom Freitag, 20. Februar, 18 Uhr, bis zum Sonntag, 22. Februar, 14 Uhr, dauert, ist "Zugänge zur Musik Russlands". Im Verlauf wird darüber gesprochen, welchen Niederschlag Musik in der Literatur findet. Darüber hinaus geht es auch um einzelne Werke wie Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" und Rimsky-Korsakows Kurzoper "Mozart und Salieri". Am Sonnabend ab 16.30 Uhr gibt es ein Konzert der Musikschule der Stadt Pinneberg, und abends ab 20 Uhr singen die Sopranistin Isabelle Vilmar und der Tenor Ulrich George Lieder und Arien. Die Stiftung Landdrostei präsentiert am Sonntag von 11.30 Uhr an in ihrer Reihe "Junges Forum" das Trio Amabile, das Klaviertrios von Anton Arensky und Dimitri Schostakowitsch spielen wird. Anmeldungen unter 04101/224 86. kuk

Artikel im Hamburger Abendblatt vom 12. Februar 2004