"Blick in die Natur und beruhige Dein Gemüt über das Müssende."
Ludwig van Beethoven, Komponist

Ralph Waldo Emerson - Philosoph, Schriftsteller, Initiator einer Kulturbewegung

Philosophisches Seminar von Gartenhaus Pinneberg und Unitarische Akademie vom 22.-24. Mai 1998

Einem der bekanntesten und wirkungsmächtigsten Philosophen und Schriftstller der USA wird das GARTENHAUS Pinneberg (Unitarische Akademie) ein Wochenendseminar widmen. Ralph Waldo Emerson hat - gemeinsam mit anderen Vertretern des Traszendentalismus - eine weit über Amerika hinausgehende Ausstrahlung entfaltet, die bis in unsere Tage offenkundig ist. Emerson nimmt eine zentrale Rolle in der amerikanischen Ideengeschichte ein und zählt zu den Schlüsselfiguren der frühen Moderne. Seine Denkanstöße sind in der heutigen naturphilosophisch-ökologischen und religiösen Diskussion unübersehbar. Ursprünglich war Emerson Prediger an einer Kirche in Boston. Er legte sein Amt nieder - aus innerem Konflikt mit Inhalten des christlichen Glaubens. Auf mehreren Reisen durch Europa lernte er zahlreiche Schriftsteller und Philosophen persönlich kennen. In Concord in der Nähe von Boston wurde Emerson geistiger Mittelpunkt der sogenannten Tranzendentalisten, einer Keimzelle neuen Denkens und Glaubens, die sich als unitarisch verstanden. Eine von Emerson an der Harvard Universität gehaltene Vorlesung - man bezeichnet sie als eine geistige Unabhängigkeitserklärung der jungen amerikanischen Nation - führte zu einem dreißigjährigen Sprechverbot an der Universität. Einige Kritiker bezichtigten ihn des Atheismus. Später jedoch wird ihm die Ehrendoktorwürde der Universität verliehen und man wählt ihn in den Aufsichtsrat der Harvard Universität. Innerhalb seines geistigen Zentrums in Concord bei Boston erwies er sich als verdienstvoller Mentor des Schriftstellers Henry David Thoreau. Thoreau wurde mit seiner naturhuldigenden Walden-Philosophie in unserer Zeit weltweit zu einem Symbol für zahlreiche Umweltschutzbewegungen. Auch Gandhi und Tolstoi zählten zu den Verehrern Thoreaus. Eng war Emersons Bindung zu Margret Fuller, einer bedeutenden Kultur-Schriftstellerin, die heute in erster Linie als wichtige Repräsentantin der Frauenhewegung im 19. Jahrhundert neu entdeckt wurde. Von Fuller wurde behauptet, "...sie sei unter ihren Zeitgenossen womöglich die einzige Amerikanerin gewesen, die im Gespräch Figuren vom Format Goethes und Rousseaus das Wasser hätte reichen können".
Schließlich hat Emerson auch den damals bedeutendsten Lyriker der Vereinigten Staaten, Walt Whitman, entscheidend betreut und ihn in seinem geistigen Schaffen begleitet. Auf die Bedeutung eines Emerson hat in Europa Friedrich Nietzsche aufmerksam gemacht. Auch Karl Marx ist in seiner frühen Naturauffassung nicht unbeeinflußt von diesem Denker geblieben. Daß sich in Amerika außerordentlich lebendige und tolerante Religionsgemeinschaften der Unitarier mit mehreren Millionen Mitgliedern bilden konnten, geht zweifellos auch auf Emerson und seine Keimzelle der Transzendentalisten zurück. Inmitten einer sonst vom Profitdenken geprägten Zivilisation Amerikas und der McDonaldisierung des gesamten westlichen Lebensstils, ist eine bis in unsere Tage geistige, religiöse, ökologisch verantwortliche Strömung sichtbar, der zu begegnen sich lohnt. Neben zentralen Beiträgen von Jochen Kirchhoff, Berlin, haben mehrere junge und ältere Mitarbeiter(innen) ihre aktive Teilnahme dankenswerterweise zugesagt. Mögen sich wieder recht viele aufgeschlossene Besucher(innen) des gesamten Seminars (oder für einzelne Veranstaltungen) einfinden.


Tagungsprogramm

Freitag 22.05.1998
ab 17.00 Uhr: Eintreffen im GARTENHAUS
18.15 Uhr: Abendessen
20.00 Uhr: JOCHEN KIRCHHOFF, Berlin:
"Was ist Natur? Die naturphilosophischen Grundgedanken von Ralph Waldo Emerson"
Vortrag und Aussprache

Sonnabend 23.05.1998
08.15 Uhr: Frühstück
09.15 Uhr: FREYA BEDNARSKI-STELLING, Friedrichsdorf:
"Margaret Fuller - Als Schriftstellerin und Anwältin der Frau im 19. Jahrhundert"
Vortrag und Aussprache
11.00 Uhr: GÜNTER PAHL, Keitum und Pinneberg:
"Emerson - als Mitte eines kulturellen Zentrums"
(Emerson, Thoreau, Fuller, Ascott, Whitmann)
Vortrag und Aussprache
12.45 Uhr: Mittagessen
15.00 Uhr: N.N.:
"Emerson - und das Aufblühen der amerikanischen Literatur
Neuenglands"
17.00 Uhr: JOCHEN KIRCHHOFF, Berlin:
"Die tiefenökologische und naturphilosophische Bedeutung von Ralph Waldo Emerson - Ein Beitrag zur
Überwindung der ökologischen Krise"
Vortrag und Aussprache
18.45 Uhr: Abendessen
20.00 Uhr: Musik-Meditation mit JOCHEN KIRCHHOFF
Kompositionen von Ludwig van Beethoven bzw. aus Charles Ives: Piano
Sonata Nr. 2 Concord, Mass. 1840-1860; „Emerson" (Charles Ives
wird als „Vater der amerikanischen Musik" bezeichnet)

Sonntag 24.05.1998
08.30 Uhr: Frühstück
09.15 Uhr: Entwürfe und Versuche einer Annäherung an Ralph Waldo Emerson (Kurzreferate)
SVEN SCHIESSLER: Interpretationen eines Emerson-Gedichts
KATHARINA KRAHN: Gedanken zu drei Philosophen: Immanuel Kant - Kurt Port - R.W.Emerson
RENATE MILITZER: Rosemary Carnarius über Emerson (Wie eine amerikanische Unitarierin heute Emerson sieht)
10.00 Uhr: Fragen an Jochen Kirchhoff - Emerson betreffend -
11.15 Uhr: SIGURD BRESSEL, Bockenem:
"Die 'Allseele' bei Emerson"
Vortrag und Aussprache
12.30 Uhr: Mittagessen


Tagungskosten:
Tagungskosten und Verpflegung (DM 150,-)
Ermäßigungen sind möglich. Spenden willkommen.
Eintritt einer Veranstaltung DM 10,- Privatunterkünfte stehen in begrenzter Auswahl zur Verfügung (DM 20,- pro Nacht, ohne Bettwäsche). Schlafmöglichkeiten im mitgebrachten Schlafsack für Jugendliche ohne Berechnung. Hotel- bzw. Gasthofunterkunft (DM 170,-/140,-/120,-/60,- pro Nacht) werden durch das GARTENHAUS gerne empfohlen und können vorbestellt werden. Sie sind vom Teilnehmer direkt zu bezahlen.

Das Seminar wird unterstützt durch die
CARL-KUHLMANN-STIFTUNG der Unitarischen Akademie.